Vita

Die Leidenschaft.

Ein Leben für die Musik. Was bedeutet das eigentlich? Lebt jemand für die Musik, wenn sie die Quelle für den Lebensunterhalt darstellt? Oder hat jemand für die Musik gelebt, dessen Komposition nach mehreren hundert Jahren noch als bahnbrechend gilt? Am Ende ist die Definition so individuell wie die Musik selbst. Claudia Janet Birkholz hat ihr Leben der Musik gewidmet – und sich zum Ziel gesetzt, möglichst vielen Menschen die Freude an der Klangkunst nahezubringen.

Die Erkenntnis.

Als Claudia Janet Birkholz 1991 ihr Studium mit der Konzertreifeprüfung und der Bestnote abschließt, ist der Weg, den sie in ihrem Leben gehen wird, schon klar und deutlich zu erkennen. Ohne sich an konventionellen Erwartungen zu orientieren, ist der einzige Kompass, dem sie vertraut, ihre Leidenschaft für Töne und Klänge in allen denkbaren Facetten.

Die gebürtige Bremerin blieb ihrer Heimat treu und studierte Musik an der dortigen Hochschule für Künste (HfK). In dieser Zeit entwickelt sich ihr damaliger Professor, der Kammermusiker Kurt Seibert, zu einem frühen und richtungsweisenden Förderer der noch jungen Pianistin. Früh folgten erste Radioproduktionen, unter anderem mit der Nordwestdeutschen Philharmonie unter Klaus Bernbacher sowie Auftritte bei Konzertreihen (Pro Musica Nova Bremen). Mit dem damaligen Musikchef und Komponisten Hans Otte entwickelte sich eine lebenslange inspirierende Zusammenarbeit und Freundschaft.

Auch mit gestandenen Größen wie Elisabeth Leonskaja und Vitaly Margulis arbeitet sie zusammen. In Paris erfährt sie in Person von Claude Helffer die Inspiration, die ihre spätere Liebe für zeitgenössische Musik begründen soll. In dieser dynamischen Zeit lernt sie das perfekte Spiel, merkt aber, dass es nicht das ist, wofür sie brennt: Sie will Neues erschaffen, das Unkonventionelle wagen, Rahmen sprengen und Grenzen überschreiten.

Mit einem reichen Erfahrungsschatz, gewonnenen Preisen (u.a. Stipendium des Richard-Wagner-Verbands) und unzähligen, schon damals sehr klaren, Ideen beginnt sie 1993 selbst als Dozierende für Klavier und zeitgenössische Musik an der HfK Bremen ihre Erfahrung an Nachwuchstalente weiterzugeben. Angetrieben von ihrer Lust am Experimentieren, sind die 90er Jahre geprägt von durchschlagenden Konzerten und Produktionen. Sie findet in der zeitgenössischen Musik endgültig den Freiraum, den sie braucht, um ihr kreatives Potential optimal zu entfalten.

Als Pianistin des „Quart“-Ensembles und des „ensemble Intégrales“ für Neue Musik erlebte sie Konzerte im Rahmen des Messiaen-Fest in Düsseldorf, der Tage der Neuen Musik in Hannover sowie mehrere Produktionen für Radio Bremen. Weitere Bühnenerfahrung sammelte sie unter anderem bei den Bodenseefestspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, Wien Modern, der Gaudeamus Music-Week in den Niederlanden, in der Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Johann Kresnik oder in Projekten mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Letztlich prägen Claudia Janet Birkholz aber vor allem die Reisen, die sie nicht nur durch ganz Europa, sondern auch in die USA, nach Japan, in den Iran oder die Mongolei führen.

Die Botschaft.

Niemals stehen bleiben: Claudia Janet Birkholz ist immer auf der Suche nach neuer Inspiration für die Kreation unbekannter Klangwelten. Nach dem sie sich in der frühen Phase ihrer Karriere ausprobieren und finden konnte, liegt der Fokus schon seit einigen Jahren auf einer neuen Rolle. Sie versteht sich als Botschafterin einer Musik, die manchmal irritiert, aber immer überrascht.

Unter diesem Stern steht ihr Engagement an der Hochschule für Künste in Bremen, aber auch die Konzipierung neuer Programme. Unkonventionelle Werke aus dem Performance-Bereich finden hier ihren Platz, genauso wie ungewöhnliche Konzertformate, in denen sie mit NeurowissenschaftlerInnen, PsychologInnen, MathematikerInnen oder ForscherInnen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz zusammenarbeitet. Ein weiterer Meilenstein ist die 2015 ins Leben gerufene Konzertreihe „Let’s talk music“. Hier tauscht sie sich auf der Bühne mit Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft oder Musik aus.

Ihr Werben für Neue Musik mündet in der Vereinsarbeit. Als Vorsitzende des von ihr ins Leben gerufenen Vereins „realtime – Forum Neue Musik e.V.“, ist es ihr ein Anliegen möglichst viele Menschen für Klangkunst zu begeistern – und zur aktiven Teilhabe zu motivieren. 2021 findet in diesem Zusammenhang mit „realtime – internationales festival für neue musik“ zum ersten Mal ein Event in Bremen statt, das sich ausschließlich um diese besondere Darstellungsform dreht – mit Claudia Janet Birkholz als künstlerische Leiterin.

Das Werk.

„Kunst wird nicht an der Anzahl der Werke bemessen, sondern an der Komplexität, der Interdisziplinarität – und der Rezeption.“ Ein Auszug aus dem Schaffen von Claudia Janet Birkholz:

Kompositionen von Claudia Birkholz:

2020 Birmingham (präpariertes Klavier)

2018 Toy-Song One

2018 Pandora (Ensemble)

2017 bmp123

2017 Im Spiegel

2015 Lieder ohne Worte (Ensemble und Zuspiel)

2014 Schneewittchen-Szenen (Performance)

2014 Spieglein, Spieglein... (Klavier, toy-pianos, Flexaton, Kalimba etc.)

2013 Geradeaus – zweimal rechts (Performance)

2013 Between these Lines (Klavier, Zuspiel-CD)

2011 Printmusic (präpariertes Klavier und Zuspiel)

2008 play toy-gameboy (toy-piano und Zuspiel)

2007 Something yellow – and a little bit green (Klavier, toy-Piano und Zuspiel)

2006 Into The Blue II (Violine, Klavier und Zuspiel)

2005 Into The Blue (Klavier und Zuspiel)

2003 Muscheln (präpariertes Klavier)

2002 Ohrenbilder (Klavier)

Kompositionen für Claudia Birkholz:

Burkhard FriedrichAir

Hans Joachim HesposHm

Mayu MasudaTime/Space

Kazuyo NozawaSganarelle

Erwin Koch-RaphaelCompositions No.67, toy-variations

Thomas LäubliSortie d‘enfance

Hans OtteWelcome

Yoshihiko ShimizuTracing

Bruno StroblEntführung um Acht

Tomohiro YamaguchiSol-fa song

Diskographie

Ottes Klänge, Das Buch der Klänge
Hans Otte, 2013

Entführung um Acht
Werke für Klavier und toy-Piano, 2009

Traces of Asia
mit ensemble Intégrales, 2007

Voor het Hooren geboren
Kammermusikwerke von Marko Ciciliani, 2006

Young European Generation
mit ensemble Intégrales, 2005

Sonatas and Interludes
John Cage, 2003

3C
Werke für Klavier; solo von J.Cage, G.Crumb, H.Cowell, 2001

Burkhard Friedrich
Kammermusikwerke, mit ensemble Intégrales, 2000

Die Anerkennung.

Auch wenn Claudia Janet Birkholz über die Jahre ihr ganz persönliches Verständnis von Musik entwickelt und völlig individuelle Präferenzen gesetzt hat, erreicht sie ihr Publikum mit jeder Inszenierung auf’s Neue. Das bestätigen nicht nur Interessierte, sondern auch KollegInnen und ExpertInnen. So bescheinigt ihr der frühere ARD-Musikchef und Komponist Hans Otte „großen Klangsinn und ganz und gar überzeugendes Gestaltungsvermögen.“

„(Die) Bremer Pianistin zauberte mit Klangfarben, die im Gedächtnis haften bleiben.“
Presse, 2010

„Claudia Birkholz schafft mit ihrem außergewöhnlichen Spiel eine Aura, die in ihren Konzerten durch ihre besondere Bühnenpräsenz weitere Dimension erhält. Durch ihr Spiel bekommt jede Komposition eine ungeahnte Tiefenschärfe, die den Komponisten und sein Schaffen präsent werden lassen.“
Burkhard Friedrich

Der Blick von außen.

Immer dann, wenn sich Außenstehende mit dem Wirken von Claudia Janet Birkholz auseinandersetzen, muss es sich anfühlen, wie in das Eintauchen in eine fremde Welt. Eine Übersicht der Rezensionen:

„Ihr steht nicht nur eine Anschlagskunst aller Schattierungen zur Verfügung, sondern auch und vor allem das Vermögen, (…) visionäre Eingebungen vor dem Hörer entstehen zu lassen.“
Weser-Kurier, 1987

„Claudia Janet Birkholz ist eine Meisterin der erweiterten Spieltechniken. Sie greift schon Mal mit den Fingern in die Saiten eines Flügels; und auch durch Pfeifen ins Instrument erzielt sie erstaunliches Echo.“
Mittelbayrische, August 2017

„Nie allein war technisches Brillieren in den Vordergrund gestellt. Vor allem im Klavierzyklus Messiaens stand der poetische Gedanke (…) beeindruckend im Raum.“
Hamburger Abendblatt

„Messiaen entwickelt (…) eindringliche Bilder. (…) eine abwechslungsreiche und klangintensive Interpretation.“
Westdeutsche Zeitung Düsseldorf

„Ausdrucksstark, facettenreich und in leuchtenden Farben sowie mit einer außerordentlichen Perfektion lässt (Claudia Birkholz) das Publikum eintauchen in das Reich des Exotischen und der Meditation.“
Oberpfälzer Nachrichten

„Mit Quaderno Musicale di Annalibera für Klavier von Dallapiccola spürt Claudia Birkholz mit feinstem Klangsinn und wunderschöner Poesie den elf Reflektionen über die Kontrapunkte aus Bachs Kunst der Fuge nach.“
Kreiszeitung, 2017

„(…) spielte Birkholz zusätzlich Solostücke der Zwölftontechnik von Luigi Dallapiccola. „Zart, lyrisch und romantisch“, so kündigte sie diese an. Für viele ist auch heute noch die Zwölftonmusik der Inbegriff unanhörbarer, weil schräger Musik. Birkholz demonstrierte mit filigranen und inspirierenden Klängen das Gegenteil. Sie nahm das Publikum mit auf eine sinnlich-emotionale Reise. Lebhaft und sehr kreativ wurde ihr Spiel dann, als sie das Publikum an das „Inside-Piano“-Spiel heranführte. So hat sie durch differenziertes Tasten- und Pedalspiel sowie erweiterte Techniken, „Inside-Piano“-Spiel, das Zupfen der Saiten mit Fingernagel und -kuppe, das Piano noch farbenreicher und orchestraler genutzt. Verblüffend war auch der Effekt ihres melodischen Pfeifens ins Innere des Instruments. Alle Töne kamen weich und zart aus dem Korpus als Echo zurück.“
Mittelbayrische, 2017

„Hochinteressant und sicherlich (…) der Höhepunkt der Konzertnacht: die von Claudia Birkholz absolut souverän interpretierten 5 Klavierstücke von Henry Cowell. Cowell hört man leider viel zu selten, auf diesem hohen Niveau hört man ihn fast gar nicht.“
Der neue Tag, Weiden 2002

„Claudia Birkholz brilliert auf dem präparierten Klavier.“
Der neue Tag, Weiden 2002

„Ein Unikum ist es, das Toy-Piano, schalkhaft treibt es sein Unwesen an den Rändern der gar nicht immer so ernsten Neuen Musik. Frau Birkholz spielte mit Verstand und Verve Kompositionen von John Cage, Julia Wolfe, Manfred Stahnke und anderen. Ein eigentümliches, überraschendes Hörerlebnis.“
KulturStattBern, 2008

„Birkholz‘ „Into The Blue“ für Violine, Klavier und Zuspielband durchschreitet einen aufregenden, fein ausgehörten schnarrend klingelnden Hoch-Tief-Kosmos. Konventionell gespielt wird dabei keines der Instrumente.“
Weser-Kurier, 2007

„(…) was in Weiden geboten wurde, kann man ruhigen Gewissens als kulturellen Höhepunkt der Kunstsaison bezeichnen. Claudia Birkholz präparierte das Klavier mit Schrauben, Bolzen und Muttern um anschließend ein wahrliches Meisterkonzert mit Stücken von John Cage zu spielen.“
Der neue Tag

„(…) Ein Klavierabend mit Claudia Janet Birkholz: ein unbeschreibliches Konzert -und Klangabenteuer.“
Der neue Tag, 2003