Weshalb sich jeder für loyal hält und es die Wenigsten sind
“Sind Sie loyal?” Diese Frage ist bei Vorstellungsgesprächen überaus beliebt. Die automatisierte Antwort: “Ja, natürlich!” Doch bald nach der Einstellung folgt die Ernüchterung auf einer der beiden Seiten. Wieso? Weil Loyalität für jeden etwas Anderes bedeuten kann. Die eigentliche Wortbedeutung gerät dabei leicht außer Acht. Loyalität ist die innere Verbundenheit zu einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft auf Grund von gleichen moralischen Maximen oder auf Grund eines Vernunftinteresses. Der Begriff der Loyalität wird in verschiedenen Kontexten verwendet. In der Partnerschaft wird zum Beispiel Wert auf Integrität, Diskretion, Verbundenheit und Vertrauen gelegt. In der Wirtschaft wird Wert auf Redlichkeit, Rechtschaffenheit, Zuverlässigkeit und Anstand gelegt.
Wem gegenüber würden Sie sich als loyal bezeichnen?
Können Andere das Gleiche von Ihnen erwarten, wie Sie es von ihnen erwarten? Gab es Unterhaltungen über die Inhalte und das Ausmaß der jeweiligen Loyalität? Haben Sie sich schon einmal verletzt gefühlt von jemandem, der Ihnen gegenüber loyal sein sollte? Haben Sie sich selber schon ertappt, Ihren Unmut über jemanden geäußert zu haben, dem Sie doch grundsätzlich eng verbunden sind?
Will man gemeinsam ein höheres Ziel erreichen, ist es wichtig die gleichen Werte zu teilen und zu vertreten. Der Ausdruck der Loyalität zeigt sich im Verhalten denjenigen gegenüber, denen man loyal verbunden ist, als auch Dritten gegenüber. Welches Ausmaß die Loyalität im Einzelnen haben soll, hängt von den beteiligten Personen und der Übereinkunft zwischen ihnen ab. Zu Problemen und Enttäuschungen kommt es folglich leicht, wenn es keine Absprachen hierzu gibt. Sobald Loyalität etwas Forderndes hat und eine Form des Zwanges annimmt, hinterfragt der Einzelne genauer. Dies führt oft zu Gewissenskonflikten, zu einer Unterdrückung der Individualität.
Eine richtige Antwort auf die eingangs gestellte Frage sollte daher lauten: “Ob ich Ihnen gegenüber loyal bin, hängt von Ihren moralischen Maximen ab.”
Quelle zur Wortbedeutung:
Wikipedia